
Hamburger Abendblatt
DIE DIVA UND IHR NAZI-GELIEBTER
Sie war der Vamp vom Dienst bei der Ufa. Und mit Sicherheit nicht das verfolgte Unschuldslamm, als das sich Lida Baarová nach dem Krieg gern stilisierte. Nun führen Autor Oliver Reese und Regisseur Dusan David Parizek die Diva und ihren Nazi-Geliebten Joseph Goebbels für einen Theaterabend wieder zusammen. Das Prager Kammertheater gastiert nur heute im Malersaal des Schauspielhauses mit der dokumentarischen und intimen Variation über „internationale Beziehungen“. Die Aufführung mit in tschechischer Sprache mit deutscher Übertitelung.
Schon mit ihrem ersten deutschen Film „Barcarole“ 1934 an der Seite ihres zeitweiligen Lebenspartners Gustav Fröhlich stieg die als Ludmila Babková in der Tschechoslowakei geborene Schauspielerin zum Star der NS-Film-Industrie auf. Ihre Affäre mit Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels beendete abrupt die rasante Karriere der Leinwand-Verführerin. Vermutlich auf „höchsten Befehl“ des Führers 1938 wurde Baarová nicht mehr besetzt. Sie verließ Nazi-Deutschland und kehrte in ihre Heimatstadt Prag zurück.
In den Baarová-Interviews zeigen sich die Lebenslügen des Ufa-Stars
Der deutsche Autor und derzeitige Intendant des Frankfurter Schauspiels, Oliver Reese, und der tschechische Regisseur Dusan David Parizek begeben sich in ihrem dokumentarischen Theater „Goebbels/Baarová“ auf die Spuren des skandalösen Ns-Liebespaars. Reese hat auf der Grundlage von Goebbels Tagebüchern den 2005 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin uraufgeführten „Goebbels“ - Monolog geschrieben. Reese zeichnet nüchtern dessen Weg vom verbitterten, in Selbst- und Welthass verstrickten Kunstkritiker zum Demagogen der Massen nach.
Parizek hat Reeses Text bearbeitet und übersetzt, konfrontiert ihn nun mit den vom ihm montierten Passagen aus Baarová-Interviews, in denen sich die Lebenslügen des Ufa-Stars offenbaren. Den „Fall Baarová“ betrachtet der Regisseur als exemplarisches Beispiel für ein tschechisches Einzelschicksal, das für ganze Generationen stehen kann. die nie ernsthaft ihre Vergangenheit reflektiert haben und darum mit ihr auch nicht abschließen konnten.
Goebbels war der Kino-Schönheit rettungslos verfallen
Der Aufstieg und das Ende des Reichspropagandaministers wie auch sein persönlicher Lebensweg spiegeln sich im seinem Verhältnis mit der Baarová. Goebbels war der Kino-Schönheit rettungslos verfallen, wollte seine Frau Magda und die Kinder verlassen und sich scheiden lassen. Doch aus Prestige-gründen musste Hitlers erfolgreicher Macht-Manager dem Druck seines Führers weichen. Die beiden Monologe auf separaten Plätzen der Bühne zeichnen die einzelnen Stationen nach, geben Gedanken und Konflikte preis und fügen sich unmerklich zu einer Art Dialog zwischen den Liebenden.
Dusan David Parizek hat sich in seinen Inszenierungen an der Divadlo Komedie, dem Prager Kammertheater, wie am Hamburger Schauspielhaus als ingeniöser Meister einer dem Wort nachspürenden, es verdichtenden und zugleich aufschlüsselnden Regie erwiesen. Er eröffnete zwei Spielzeiten an der Kirchenallee mit Kleists „Die Hermannsschlacht“ und Schillers „Kabale und Liebe“. 2009 brachte er Büchners „Dantons Tod“ heraus. Und inszeniert kommende Saison Goethes „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“.
Kleine Anekdote am Rande: Lida Baarová hat nach ihrer Flucht aus der Tschechoslowakei an Theatern in Österreich und Deutschland gespielt. Sie ist auch im „Götz“ bei den Burgfestspielen Jagsthausen aufgetreten. So schließt sich der Kreis in den internationalen Kultur-Beziehungen. Klaus Witzeling, Hamburger Abendblatt, 11. Juni 2010
Berliner Morgenpost
DIE LEBENSLÜGE VON GOEBBELS' GELIEBTER LIDA BAAROVÁ
Vielleicht wäre einiges anders gekommen, wenn Joseph Goebbels 1938 als deutscher Botschafter nach Japan gegangen wäre. Damals, in dem mit dem "Anschluss" Österreichs, dem Münchener Abkommen und der Pogromnacht entscheidenden Jahr, drohte die Ehe des Reichspropagandaministers an dessen Affäre mit einer Tschechin zu scheitern.
Lida Baarová, 1914 in einer bürgerlichen Prager Familie geboren, wurde 1934 von der Ufa engagiert, die sie in verschiedenen Filmen auf die Rolle des exotischen Vamp festlegte. In Berlin, wo sie auch am Deutschen Theater und an der Volksbühne spielte, lebte sie zunächst mit dem Schauspieler Gustav Fröhlich zusammen. Irgendwann traf sie auf Goebbels, mit dem sich eine heftige Liaison entwickelte. Offenbar eine ernste Angelegenheit, spielte Goebbels doch tatsächlich mit dem Gedanken, sich für seine „Liduschka“ von Ehefrau Magda scheiden und auf den Tokioter Außenposten abschieben zu lassen. Doch daraus wurde nichts, angeblich, weil Gattin Magda Hitler zu einem Machtwort gegen den deutsch-tschechischen Liebessturm veranlasste. Schließlich galt es, eine arische „Musterehe“ zu retten. Die Muse mit dem hörbar slawischen Akzent passte da nicht ins Programm.
Die Geschichten über den fernöstlichen Botschafterjob und Hitlers Machtwort gehören genauso zu den habseidenen Anekdoten aus dem inneren Machtzirkel des „Dritten Reiches“ wie die Behauptung Gustav Fröhlichs, er hätte seinen Widersacher aus dem Regierungskabinett wegen dessen Zuneigung zu seiner Maitresse geohrfeigt. Klatsch und Tratsch, wahr wie unwahr, aus dem Leben der NS-Größen sind, spätestens seit dem Berlinale-Publikumspreis für André Hellers Interviewfilm „Im toten Winkel - Hitlers Sekretärin! (2002) und Oliver Hirschbiegels menschelndem Kinoepos „Der Untergang“ (2004), salonfähig geworden. Nun also ein Theaterstück über Goebbels’ wichtigsten Seitensprung mit einer attraktiven Dame, für die wohl auch der „Führer“ selbst Interesse zeigte: „Sie erinnern mich an ein Mädchen, das ich in jungen Jahren sehr geliebt habe“, soll der ihr einmal gestanden haben.
Keine weitere Nazi-Soap
Dušan Parizek, der für die Inszenierung im historischen Theater Divadlo verantwortlich zeichnet, liegt jedoch nichts ferner als eine weitere Nazi-Soap. Mit der Bearbeitung des Originalstücks von Oliver Reese, der 2006 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters die GoebbelsTagebücher zu einem verstörenden Psychogramm kondensiert hat, geht es ihm um die schwarzen Löcher in der tschechischen Vergangenheitsbetrachtung. Schließlich hat die Baarová, die nach dem verordneten Ende der Goebbels-Affäre in Deutschland Auftrittsverbot bekam, ihre Karriere erfolgreich im „Protektorat Böhmen und Mähren“ und später in Italien, unter anderem in Fellinis „Die Müßiggänger“, fortsetzen können. In dem deutschen Besatzungsgebiet hat sie, so wird kolportiert, durch ihre guten Beziehungen zu den NS-Honoratioren das materielle Überleben einiger tschechischer Filmschaffender sicherstellen und minimale künstlerische Bewegungsspielräume erwirken können.
Ein durchaus symptomatisches Durchwursteln, das heute hinter den Legenden von Besatzung und Widerstandskämpfen verschwindet.. Die Baarová frisierte ihre Biographie bis in die 80er-Jahre, als sie in einem Interview mit dem Publizisten Joseph Škvorecký erstmals ihre Beziehung zu Goebbels eingestanden hat, die schon längst öffentlich bekannt war und der Schauspielerin Negativ-Symbolcharakter als Nazi-Flittchen einbrachte - nicht zuletzt auf Betreiben des Regisseurs Otokar Vávra, der sie noch 1939 in seinem „Turbina“ besetzte und zwei Jahre später populistisch als „Goebbels-Geliebte“ verdammte.
Das Leben in der Lüge
Vávra gehört zu jenen, die Parizek zu den „Aufsteigern“ zählt, „die sich nach ‚48 unter gewendeten Vorzeichen Jahrzehnte in ihren Positionen halten konnten“. Der Filmemacher war noch in den letzten Monaten des „Protektorats“ mit einer eskapistischen Komödie beschäftigt, 1945 drehte er dann seinen ersten Anti-Nazi-Film. Ein kurviger Gang auf die Karriereleiter: Der talentierte und künstlerisch einflussreiche Filmemacher gehörte zu den Gründungsvätern der FAMU, weit über die Hälfte seiner insgesamt 53 Filme entstanden nach Kriegsende, der letzte im Jahr 2003.
Mit „Goebbels / Baarová“ erklärt Parizek „das Leben in der Lüge zur tschechischen Fragestellung“. So, wie die Baarová es 40 Jahre geschafft hat, ihre NS-Vergangenheit vor sich und anderen zu verschweigen, so habe auch die tschechische Gesellschaft es „verlernt, mit dem ethischen Erbe umzugehen“. Die mit dem Machtantritt der Kommunisten im Jahre 1948 erfolgte Deklaration zum antifaschistischen Staat steht, ähnlich wie in anderen sozialistischen Ländern, einer tiefgehenden Vergangenheitsbewältigung bis heute im Weg. Wenn man die „politische Vorzeichendebatte ausklammert“, wird sogar analytisches Potenzial für die Wendehalsdiskurse während der „Samtenen Revolution“ erkennbar und individuelle Lebenslügen konstruiert.
Kein Wunder, dass das Stück nach der Prager Premiere im September 2009 für wutentbrannte Reaktionen sorgte. Parizek ist froh über den Diskussionsstoff, den er freigelegt hat - bis zum Ende der Spielzeit waren sämtliche Vorstellungen ausverkauft. Vorwürfe, dass er einer Sensationsgier des Publikums entgegenkommen würde, gab es indes nicht: „Was an Boulevardpotential in dem Stück drinsteckt, wird durch die abstrakte Versuchsanordnung außen vor gelassen.“ Parizek spricht eher von einer zweiteiligen monologischen „Vivisektion“, die „mikroskopisch“ zunächst Ideologie und dann die individuelle Lebenslüge seziere. Von Bernd Buder, Berliner Morgenpost, 9. Juni 2010
Berlin
16.12.2010, 19:00
Konzert: Böhmische Hirtenmesse von Jan Jakub Ryba
mit Musica Florea und Kühns Kinderchor aus Prag
Festsaal des Rathauses
Rathausstraße 15
10178 Berlin
Berlin Brandenburg
Beschreibung:
Das Festkonzert des diesjährigen Prag-Berlin-Festivals steht wieder im Zeichen der partnerschaftlichen Beziehungen der Städte Prag und Berlin und findet statt im Beisein des stellvertretenden Kulturminister JUDr. Frantisek Mikes und des Botschafters der Republik Tschechien, seiner Exzellenz Herrn Dr. Rudolf Jindrák
Gastgeber in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin ist der Protokollchef des Landes Berlin, Herr Rolf Schütte
Böhmische Hirtenmesse: mit traditioneller Messenkomposition hat das Werk aber nur wenig gemein. Es handelt sich eher um ein Hirtenspiel, das an Weihnachten stattfindet. Das frohe und von Optimismus geprägte Werk besticht vor allem auch durch seine profane und einfache, verständliche Sprache. Der Reiz dieser Messe liegt in ihrer poetischen Schlichtheit. Das Geschehen von Bethlehem wird in wirkungsvoller Weise in Rybas Heimat, nach Böhmen, versetzt; verdeutlicht durch die heimischen Namen der Hirten, die gemeinsam gehen, das Wunder der heiligen Nacht zu erleben. Die spontane Freude der Hirten über die Geburt des Jesuskindleins findet ihren Ausdruck in der farbigen Instrumentierung dieser fröhlichen Musik .Streicher, Klarinetten, Flöte, Hörner, Posaunen, Trompeten, Pauken und Orgel verleihen dem Ganzen einen besonderen Ausdruck.
Der Komponist Jakub Jan Ryba, ein Zeitgenosse und Bewunderer Mozarts, wird 1765 in Prestice geboren. In Prag widmet er sich neben seinen Musikstudien der Philosophie. Sein berühmtes Werk, die Böhmische Hirtenmesse, entstand im Jahr 1796 in Rozmital.
Das Ensemble Musica Florea wurde im Jahre 1992 durch den Violincellisten und Dirigenten Marek Štryncl gegründet. Die Hauptintention für die Gründung dieses Klangkörpers bestand darin, dem Publikum die Barockmusik genau so nahe zu bringen, wie diese zu jener Zeit von den Musikern tatsächlich gespielt und interpretiert wurde. Das Studium zeitgenössischer Quellen, ein detailliertes Verständnis der damaligen Musik-Estetik und die Nutzung originaler, historischer Instrumente erwiesen sich hierfür als unentbehrlich und beeinflusste in nachhaltiger Weise die Charakteristik dieses Ensembles.
Kühns Kinderchor Prag einer der besten Kinderchöre Europas, gegründet im Jahr 1932 als Rundfunkchor, fungierte er später als Kinderchor der Prager Philharmonie. Seit 1992 ist der Chor eigenständig. Direktor Prof. Jiri Chvala führt den Chor seit 1967 mit großem Erfolg an; zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben, Kooperationen mit namhaften Orchestern und Solisten und nicht zuletzt eine stattliche Discografie von über 20 Tonträgern (u.a. Mozarts "Requiem", "Evita") zeugen vom außerordentlichen Klang des Ensembles.
Da die Zahl der Plätze im Festsaal des Rathauses begrenzt ist, bitten wir Sie um eine verbindliche Mitteilung bis Dienstag, 14. Dezember 2010
- Kategorie:
- Kultur/Medien/Musik
- Veranstalter:
- Prag-Berlin-Festival, Senatskanzlei Berlin, Botschaft der Tschechischen Republik
- Ansprechpartner:
- Prag-Berlin-Festival
- Anmeldung bis:
- 14.12.2010
- E-Mail / Fax für Anmeldungen:
- dramaturgie(at)f-p-b.de
- Teilnehmerbeitrag:
- Eintritt frei!
- Weitere Informationen:
- www.f-p-b.de
Berlin
29.11.2010, 19:00
Tschechisches Kino: Verfilmte Oper „Morgen wird man …“
Libretto und Musik Ales Brezina
Botschaft der Tschechischen Republik
Wilhelmstr. 44
10117 Berlin
Berlin Brandenburg
Beschreibung:
Verfilmte Oper „Morgen wird man …“ Libretto und Musik Ales Brezina
Verfilmung: Regisseur Jan Hrebejk, Originalton mit deutschen Untertiteln
Eine theatralisch wirkungsvolle Opern-Inszenierung des unrühmlich bekannten Schauprozesses gegen die tschechische Antikommunistin Milada Horáková, in Folge dessen sie 1950 hingerichtet wurde. Der musikalischen Handlung liegen schockierende Zeitdokumente und Auszüge aus den Gerichtsakten zugrunde. In der Inszenierung brillieren die legendären tschechischen Darsteller Soňa Červená und Jan Mikušek mit einer eindrucksvollen schauspielerischen Leistung. Das Werk von Ales Brezina und Jiri Nekvasil wurde sowohl vom Publikum als auch von der Theaterkritik außerordentlich positiv aufgenommen und feierte Erfolge auf zahlreichen Festivals in Tschechien und anderen Ländern. Die Autoren wurden für ihr Werk mit dem Preis der tschechischen Lotteriegesellschaft Sazka und der renommierten „Theaterzeitung” für die beste musikalische Theaterinszenierung 2008 geehrt.
Anschließend findet eine Podiumsdiskussion mit dem Komponisten und Librettisten Ales Brezina statt.
Der Komponist Ales Brezina hat die Musik zu den erfolgreichsten tschechischen Filmen der letzten Jahre wie beispielsweise „Obsluhoval jsem anglického krale” (Ich habe den englischen König bedient), der 2008 auch für den Oscar-Preis nominiert worden war, sowie „Musime si pomahat” (Wir müssen zusammenhalten), „Horem padem” (Hals über Kopf) oder „Kraska v nesnazich” (Schönheit in Schwierigkeiten) geschaffen. Die Oper über den Horakova-Prozess „Morgen wird man…” hat er Sona Cervena förmlich auf den Leib geschneidert.
Die Hauptdarstellerin wurde 2008 für die beste Frauenrolle mit dem renommierten tschechischen Alfred-Radok-Preis ausgezeichnet.
Ales Brezina, der auch bei der Aufführung der verfilmten Oper in der tschechischen Botschaft in Berlin anwesend sein wird, erhielt für sein Werk 2008 in der Kategorie „Musik” den Alfred-Radok-Preis. Für seine Musik zum Film “Kawasakis Rose” ist er in der Kategorie „Beste Filmmusik” für den europäischen Filmpreis 2010 nominiert.
Die Filmvorführung dauert 75 Minuten. Anschließend möchten wir gern mit Ihnen bei einem Glas Wein mit dem Komponisten Ales Brezina diskutieren.
Um verbindliche Anmeldung unter Angabe von Name, Anschrift und E-Mail-Adresse wird gebeten.
- Kategorie:
- Kultur/Medien/Musik
- Veranstalter:
- Botschaft der Tschechischen Republik, "Prag-Berlin-Festival" Festival tschechischer Kunst und Kultur
- E-Mail / Fax für Anmeldungen:
- dramaturgie(at)f-p-b.de
- Telefonnummer des Veranstalters:
- 030 39849283
- Teilnehmerbeitrag:
- Eintritt frei!
- Weitere Informationen:
- www.prag-berlin-festival.de
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http://www.deutschestheater.de/spielplan/spielplan/goebbels_baarova/
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Hrabal Menzel Filmretrospektive Botschaft Tschechien 15.-17.03.2010 |
Moderator Stepan Benda, Regiseur und Oscarpreisträger Jiri Menzel, 15.03.2010 |
Ansprache Botschafter SE Dr. Rudolf Jindrak, 15.03.2010 |
Tsch. Botschafter SE Dr. Rudolf Jindrak, Oscarpreisträger, Regisseur Jiri Menzel |
Grußwort des Botschafters der Tschechischen Republik Dr. Rudolf Jindrák anlässlich der Filmretrospektive Jiří Menzel - Bohumil Hrabal
15.3.2010, 19.00 Botschaft der Tschechischen Republik
Sehr geehrter Herr Regisseur Menzel, Lieber Herr Direktor Parisek, liebe Frau Parisek, meine Damen und Herren, liebe Gäste,
es freut mich sehr, dass ich Sie aus einem besonderen Anlass begrüßen darf. Heute Abend kehrt in diesen einmaligen Kinosaal das Beste aus dem tschechischen Kino, Crème de la Crème der tschechischen Kinematografie zurück. Heute Abend eröffnen wir eine Filmretrospektive gewidmet zwei großen Namen dem Schriftsteller Bohumil Hrabal und dem Regisseur Jiri Menzel. An drei Abenden werden Sie, meine Damen und Herren, die tschechische Kombination vom feinstem erleben können, den besten Schriftsteller Bohumil Hrabal verfilmt von dem ersten tschechischen Oscarpreisträger Jiri Menzel. Es ist mir persönlich eine Große Ehre, dass der Regisseur Jiří Menzel unsere Einladung nach Berlin angenommen hat und ich darf ihn persönlich in der Botschaft herzlich willkommen heißen.
Nun erlauben Sie mir, meine Damen und Herren, die beiden Persönlichkeiten der Retrospektive kurz vorzustellen. Bereits 1966 feierte Jiri Menzel einen Welterfolg mit seinem ersten Film nach dem Buch von Bohumil Hrabal. Die Verfilmung „Liebe nach Fahrplan oder Scharf beobachtete Züge“ bekam den Oscar! Die „Neue Welle“ des tschechoslowakischen Films war damals in aller Munde. Namen wie Věra Chytilová, Jan Němec, Jiří Menzel oder Miloš Forman schrieben ein Kapitel der Weltkinematographie.
Jiří Menzel setze seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Bohumil Hrabal fort. Der Titel „Lerchen am Faden“ von 1969 landete jedoch im kommunistischen Tresor. Seine Aufführung in den Kinos wurde von den sowjetischen Panzern gestoppt genauso wie die Periode der kulturellen Freiheit, die eng mit dem Prager Frühling verbunden war. Die Okkupation der Tschechoslowakei von August 1968 beendete alle Hoffnungen und ließ das Land intellektuell und moralisch verbluten. Auf die Premiere „Lerchen am Faden“ mussten die Zuschauer lange 20 Jahre warten. Auch diesmal wurde das Duo Hrabal-Menzel international gewürdigt mit dem Goldenen Bären während der ersten Berlinale nach dem Mauerfall im Jahr 1990.
Jiri Menzel durfte erst in den 80-en Jahren zu seinem beliebten Schriftsteller zurückkehren. Filme „Kurzgeschnitten“ von 1980 und „Das Wildschwein ist los“ von 1983, basieren auf Hrabals autobiographisch gefärbter Prosa aus jener Zeit. Sie waren auf den ersten Blick eher unpolitisch. Doch in die ironische Sicht auf die Lebensentwürfe kleiner Leute sind Distanz und Kommentar zur Politik des kommunistischen Regimes eingewoben.
2007 wurde Menzels neue Hrabal-Verfilmung „Ich habe den englischen König bedient“ mit der deutschen Schauspielerin Julia Jentsch in der Hauptrolle uraufgeführt und im gleichen Jahr mit den vier „Böhmischen Löwen“, dem tschechischen Oscar, ausgezeichnet. Auch in der Kategorie der beste Film. In Tschechien fand dieser Film knapp 1 Million Zuschauer.
Bohumil Hrabal, der „König der tschechischen Prosa“, ist einer der originellsten Erzähler der modernen Weltliteratur. Skurrile und groteske Alltagsgeschichten, die ins Phantastische oder Absurde umschlagen, Schwarzer Humor, Wortwitz, Poesie der ungewöhnlichsten Art - die Leser, auch die vielen deutschen Hrabal-Fans sind begeistert. Und wohl jeder denkt: Das lässt sich nicht verfilmen!
Aber Jiří Menzel gelang es immer wieder, eine Hrabalsche Filmsprache zu schaffen, in der das alles auf der Leinwand lebt, wie Sie sich meine Damen und Herren, an den drei Abenden überzeugen können. Vor 20 Jahren hatte Jiri Menzel den Goldenen Bären gewonnen, dies mit seinem 20 Jahre lang verbotenen Film. Es ist für mich gerade symbolisch, dass einer der größten tschechischen Filmregisseure unsere Einladung nach Berlin angenommen hat und heute Abend mit uns in Berlin ist. Jiri Menzel seien Sie nochmals herzlich willkommen.
Lassen Sie mich mit einem Dankeswort abschließen. Ich darf mich ausdrücklich bei dem Mitschtreiter unseres Abends, dem Festival der tschechischen Kunst und Kultur, Prag -Berlin, vertreten durch den Direktoren Dusan Robert Parisek bedanken. Ihnen meine Damen und Herren, danke ich für Ihr Kommen sowie für Ihre Aufmerksamkeit und würde den Festivalleiter ans Mikrophon bitten.
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Botschafter CR SE Dr.Rudolf Jindrak, Ansprache am 15.03.2010, Filmretro Hrabal-Menzel |
Botschafter SE Dr. Rudolf Jindrak, Regisseur und Oscarpreisträger Jiri Menzel, 15.03.2010 |
Botschafter Tschechiens SE Dr. Rudolf Jindrak, Attache M.Buchacek, PBF-Ltr. D.R.Parisek, 15.03.2010 |
Jiri Menzel im Gespräch mit Ulrike Timm
Der tschechische Regisseur Jiri Menzel erinnert sich an die Niederschlagung des Aufstandes in Prag - und an die Folgen für die Filmemacher. "Die Zensur war sehr schrecklich in dieser Zeit", sagte der Oscar-Preisträger.
Ulrike Timm: Er wollte immer Filme machen, die meine Mutter versteht und für die sich mein Vater nicht schämt. Solche Filme haben Jiri Menzel, 1938 geboren, den Oscar eingebracht - und Berufsverbot in den Jahren nach dem Prager Frühling.
Vielen Filmen von Jiri Menzel liegen Bücher des 1997 verstorbenen tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal zugrunde, weshalb man beiden jetzt in Berlin eine Retrospektive im Doppelpack widmet. Gestern hat uns Jiri Menzel im Studio besucht. Das Gespräch, darüber, wie man Kritik in Komik verpackt und in einer Diktatur als Künstler die Nerven behält, dieses Gespräch hören Sie gleich.
Vorab ein kleines Porträt von Jörg Taszman über den tschechischen Regisseur. Die ersten Töne stammen aus seinem letzten Film, "Ich habe den englischen König bedient".
Jörg Taszman: Bittersüße Tragikomödien, in denen es in politisch verwirrten Zeiten immer um die Menschen, ihre Alltagskämpfe oder amouröse Verwicklungen geht, das ist die Filmwelt des Jiri Menzel. Vor drei Jahren lief der tschechische Regisseur mit seinem Comeback "Ich bediente den englischen König" wieder zu ganz großer Form auf.
Wie so oft in seiner Karriere verfilmte Menzel damit ein Buch seines langjährigen Freundes, des Schriftstellers Bohumil Hrabal. Film und Buch erzählen vom naiven Piccolo und Hilfskellner Jan Dite, der lernt, wie man sich durchs Leben schlawinert. Er hat ein Händchen für Frauen und Geld. Die große Politik kümmert ihn wenig.
Die amüsante und satirisch erzählte Geschichte vom Aufstieg und Fall eines unpolitischen Kellners, der sich in der faschistischen Diktatur hochdient und dafür von den Kommunisten als Mitläufer eingesperrt wird, ist der einzige Spielfilm, den Jiri Menzel seit 1993 drehte. Nicht immer meinten es die politischen oder wirtschaftlichen Veränderungen gut mit dem überzeugten Autorenfilmer mit dem Hang zum populären Kino.
Nach der samtenen Revolution 1989, als die politische Zensur wegfiel, aber ökonomische Zwänge hinzukamen, galten die Filme von Jiri Menzel plötzlich als altmodisch und zu teuer. In kommunistischen Zeiten dagegen war Menzel politisch angeeckt. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde sein 1969 gedrehter Film "Lerchen am Faden" verboten.
In dieser weiteren Hrabal-Verfilmung geht es um bourgeoise Elemente, also Lehrer, Richter oder Kaufleute, die sich 1950 zur sozialistischen Umerziehung auf einer Schrotthalde bewähren dürfen. Dabei werden sie auch von Jungpionieren besucht.
Erst 1989, nach der politischen Wende in ganz Osteuropa, konnte "Lerchen am Faden" endlich uraufgeführt werden und gewann ein Jahr später den Goldenen Bären auf der Berlinale. Das ist nun genau 20 Jahre her.
Timm: Und jetzt ist Jiri Menzel unser Gast, gemeinsam mit seinem Übersetzer Stepan Benda. Herzlich willkommen!
Jiri Menzel: Guten Tag!
Timm: Herr Menzel, böser konnte der Kommentar über die verrosteten Strukturen nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 eigentlich nicht sein. Dieses Bild, Umerziehung und Bewährung, finden auf dem Schrottplatz statt. Bohumil Hrabal hat sich das seinerzeit ausgedacht, Sie haben es verfilmt. Haben Sie das sofort vor dem Auge gehabt, diese Besserungserziehung auf dem Schrottplatz? Hatten Sie gleich Bilder dafür?
Menzel: Nein, das ist nicht so einfach. Das Buch, ich habe das gelesen mehrere Jahre, bevor dass wir können diesen Film machen, weil das war in den mittleren 60er-Jahren. Und die Zensur war sehr schrecklich in dieser Zeit. Und erst im Frühling 68 ich dachte, das könnte der Film machen. Deshalb ich habe Herr Hrabal gefragt, und wir haben zusammen von diesem Buch gemacht.
Timm: Eigentlich musste Ihnen ja klar sein, das ist ein Film für den Giftschrank, dieses "Lerchen am Faden", Umerziehung auf dem Schrottplatz, oder fühlten Sie sich geschützt dadurch, dass Sie 1967/68 den Oscar erhalten hatten für den besten ausländischen Film?
Menzel: Nein, nein, das war im Frühling, kurz bevor die sowjetischen Panzer. Die Atmosphäre war so, dass wir haben immer das Möglichkeit, das Film (…).
Also wir haben den Film vorbereitet mehrere Monate vor der Besetzung der Tschechoslowakei im Jahre 1968, und dann haben sie noch lange geglaubt, dass diese Änderung, die danach kommt, doch nicht so sein wird, dass dieser Film nicht möglich sein wird.
Wir haben den Film Anfang des Jahres 69 gemacht. Also erst danach, also im Sommer 69, kam es zu diesem Wechsel in der Regierung, wo dann der Film nicht mehr möglich war.
Timm: Dann ist der Film 20 Jahre verschwunden. Er ist gezeigt worden nach der politischen Wende, nach 1989. War er da noch wie neu?
Menzel: Ja, das war sehr überraschend für mich. Wir haben den Film hier in Berlin gezeigt in dem Festival, und niemand hat geglaubt, dass Film ist 20 Jahre alt. Glücklicherweise ich war hier mit Hauptdarsteller, der hat natürlich nach 20 Jahren ein bisschen andere Visage und andere Körper und …
Timm: Ein bisschen Bauch angelegt.
Menzel: Bauch …
Er war ein bisschen verkommen.
Also das war der Beweis, der Film ist 20 Jahre alt.
Timm: Andere Filmregisseure, Jiri Menzel, sind in den Westen gegangen, Milos Forman zum Beispiel. Sie sind in der Tschechoslowakei geblieben - warum?
Menzel: Ich hatte keine Sehnsucht danach, im Ausland zu leben.
Ich bin nicht (…). Ich habe meine Wurzeln in mein Heim, und ich glaube, dass ich bin nicht stark genug, in einem anderen Land zu arbeiten. Noch dazu, ich bin feige. (…) ist alt, aber ich bin feige.
Timm: Sie haben ja zum Beispiel auch mal die Gegenproklamation der tschechischen Regierung gegen den Charta 77 unterschrieben und sich dann gleich bei Frau Havel dafür entschuldigt. Ist das der Zwiespalt, in dem Sie standen?
Menzel: Das ist meine Trauma. Ich wollte nie Filme machen. Nach dieser neuen Regierung ich bin ein paar Jahre ohne Arbeit. Und langsam ich starte wieder, Filme zu machen. Und jetzt kam die Charta, und das kann auch neue Grund für die Bolschewiken, mich wieder weg von Arbeit …
Timm: Sie wieder zu behindern.
Menzel: Ja. Und ich habe gedacht, das ist nicht logisch. Mein Ziel ist, die Filme machen für mein Land. Und dieser Gestus, nichts zu tun, das ich finde billig. Noch dazu viele andere meiner Kollegen sind Parteimitglied, und das ist etwas noch schlimmeres.
Timm: Ich habe gedacht, vielleicht haben Sie auch so viel Verständnis in Ihren Filmen für kleine, schwache, wenig perfekte Menschen, weil Sie sich selber auch mal als schwach und ambivalent erlebt haben.
Menzel: Ich bin ein normaler Mensch, so gerne ich …
Ich sehe in mir keinen Helden, aber ich möchte, dass das, was ich mache, einen Sinn hat. Und nichts zu machen, hat keinen Sinn.
Timm: Wie wichtig war denn die politische Entwicklung, wie wichtig war das Scheitern des Prager Frühlings für den tschechischen Film generell?
Menzel: Ich glaube, das ist wahr: Die Folgen des Prager Frühlings, also der Invasion, hat tatsächlich die tschechische Filmwelt zerstört. Aber ich muss eine Sache sagen, die mir sehr wichtig scheint: Dass ich und meine Kollegen von der Arbeit entfernt wurden, das wollte eigentlich Breschnew nicht. Derjenige, der das tatsächlich wollte, das waren die Kollegen von uns. Also die weniger erfolgreichen Kollegen, die plötzlich die Gelegenheit sahen, auf unsere Positionen zu treten.
Und das waren die Ersten, die die sogenannten Anti-Charta-Erklärungen unterschrieben haben.
Timm: Sie hatten Berufsverbot, Herr Menzel, von 1970 bis 1975. Wie und wovon haben Sie denn in dieser Zeit gelebt?
Menzel: Ich war ein Angestellter von Barrandov von den Filmstudios, weil es offiziell keinen Paragrafen gab, nach dem man mich entfernen konnte. Also das war ähnlich auch im Falle meiner Kollegen, die auch nicht arbeiten durften.
Timm: Deutschlandradio Kultur, das "Radiofeuilleton". Unser Gast ist der tschechische Regisseur und Oscar-Preisträger Jiri Menzel. Der letzte Film, Herr Menzel, den wir in Deutschland von Ihnen gesehen haben, ist die Verfilmung von Bohumil Hrabals Roman "Ich habe den englischen König bedient". Ein ganz komischer und zugleich ein ganz ernsthafter Film. Hrabal ist 1997 gestorben, und Sie haben viele seiner Stoffe verfilmt. Was waren Sie für ein Gespann, Hrabal-Menzel, waren Sie Seelenverwandte?
Menzel: Ich glaube, das war eher so, dass ich sehr große Achtung vor ihm hatte, und das, was ich kann, wollte ich voll in den Dienst von Hrabal stellen.
Ja, wir haben uns sehr gut verstanden. Er war der inspirierende Typ, und ich bin der Hersteller seiner Gedanken.
Timm: Das ist sehr bescheiden, lassen Sie mich noch mal zurückkommen auf diesen Film "Ich habe den englischen König bedient". Man lacht sich schlapp auf Deutsch und ist zugleich ganz beklommen.
Ich erinnere vor allem eine Szene, bei der Julia Jentsch beim Sex ganz gebannt auf ein Hitlerbild starrt, damit sie und ihr Mann auch einen ordentlichen Arier hinkriegen im Bett. Also das ist wirklich urkomisch und zugleich ist es natürlich eine ganz politisch eisige Szene. Woher nehmen Sie solche Bilder?
Menzel: Ich glaube, das liegt schon im Wesen von Hrabals Schaffen. Wenn Sie die Bücher wirklich lesen, dann haben Sie die Bilder direkt in den Sätzen. Er ist gerade darin sehr gut, dass Sie einen Satz lesen, wo Sie lachen, aber gleichzeitig bleibt es Ihnen kalt stecken.
Timm: Sie selber, Herr Menzel, machen kaum noch Filme, Sie arbeiten lieber am Theater. Warum?
Menzel: Theater ist mein Hobby. Seit meiner Kinderzeit ich war immer viel theaterbegeistert. Und ich habe ein Glück, Lebensglück, dass ich wollte in Theaterschule akzeptiert sein, aber mein Talent war nicht gut genug. Und es war die Schule für Film und Fernsehen, also …
Die haben aufgenommen, aber haben mir nur Filmemachen beigebracht.
Timm: Haben Sie auch keine Filme mehr vor?
Menzel: Also keine genauen Pläne.
Timm: Herr Menzel, mein Tschechisch ist ganz, ganz schlecht, aber ich habe mir sagen lassen, Ihr Lebensmotto sei: Tak nevem, keine Ahnung. Stimmt das?
Menzel: Ja, ja, das ist … Man ist nie überzeugt, man muss immer, immer zweifeln, nichts ist so wirklich die echte Wahrheit. Überall ist es gut, ein bisschen nicht zu sicher sein.
Timm: Tek nevem! Jiri Menzel, ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Motto noch lange trägt und bedanke mich für Ihren Besuch hier im Studio und bedanke mich bei Stepan Benda für die Übersetzung aus dem Tschechischen.
Menzel: Vielen Dank!
Stepan Benda: Danke auch!
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www.europatermine.de:
Tschechisches Kino: Ostře sledované vlaky / Scharf beobachtete Züge (OmeU) |
www.europatermine.de:
Tschechisches Kino: Postřižiny / Kurzgeschnitten (OmU) |
www.europatermine.de:
Tschechisches Kino: Slavnosti sněženek / Das Wildschwein ist los (OmeU) |
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Abgordnetenhaus von Berlin, Konzert P. Sporcl, 08.02.2010, vL.nR. CR Botschafter SE Dr.R.Jindrak, Frau Momper, Dolmetscherin V.Wallat, CR-Vizeminister DR. F.Mikes |
Ansprache Präsident des Abgeordnetenhaus von Berlin Walter Momper 08.02.2010 |
Ansprache Vizeminister Dr.F.Mikes Prag-Berlin Konzert Pavel Sporcl Abgordnetenhaus von Berlin 08.02.2010 |
Geigenvirtuose Pavel Sporcl im Abgeordnetenhaus von Berlin, 08.02.2010 |
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Konzert mit Pavel Sporcl im Abgeordnetenhaus von Berlin, 08.02.2010 |
Konzert P. Sporcl Abgordnetenhaus von Berlin 08.02.2010 |
PBF-Dir. D.R.Parisek, Präsident des Abgeordnetenhaus von Berlin, W.Momper, Geigenvirtuose Pavel Sporcl, Petr Jirikovsky, Klavierbegleitung, 08.02.2010 |
PBF-Direktor D.R.Parisekmit Tsch.Botschafter SE Dr.R.Jindrak, Abgeordnetenhaus von Berlin, 08.02.2010 |
Festival Praha-Berlin, zdravice Vizeminister Dr. Frantisek Mikes, 08.02.2010 Abgeordnetenhaus von Berlin
Prag-Berlin-Festival, Grußwort Vizeminister Dr. Frantisek Mikes, 08.02.2010, Abgeordnetenhaus von Berlin
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Neujahrskonzert im Festsaal des Berliner Rathauses, 11.01.2010 |
Tsch. Botschaft, Ansprache Attache M. Buchacek, 19.01.2010 |
Tsch. Botschaft, Dokumentarfilm von Kristina Vlachova, Wege der Hoffnung, 27.01.2010 |
Film Botschaft Von Jan Palach Grusswort 19.1.2010
Film Wege Der Hoffnung Grusswort 27.1.2010
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Ansprache Botschafter CR, SE DR. R.Jindrak, 17.12.09 Berliner Rathaus |
Ansprache PBF-Ltr. D.R.Parisek, 17.12.09 Berliner Rathaus |
Ansprache Staatssekretär Dr. R. Meng, 17.12.09 Berliner Rathaus |
Ansprache stlv. Kulturminister CR, Dr. F. Mikes, 17.12.09 Berliner Rathaus |
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Ehrenmedaille des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik,für D.R.Parisek, 17.12.09 |
Mgr.B.Bzochova MKCR, Mgr.M.Buchacek Attache, V.Wallat,Dolm., Dr.F.Mikes,Minister, Dr.F.Menk, Staatsekr., SE.Dr.R.Jindrak, Botsch., D.R.Parisek, PBF Direktor, 17.12.09.a |
Übergabe der Ehrenmedaile v.L.n.R. Botschafter CR, SE Dr.R.Jindrak, Attache Mgr.M.Buchacek, PBF-Ltr. D.R.Parisek 17.12.09 Berliner Rathaus |
v.L.n.R. Staatssekretär Dr.R.Meng, EU-Korrespondent Mgr.M.Kaiser, PBF-Ltr. D.R.Parisek |
Ansprache PBF-Ltr. D.R.Parisek, Berliner Rathaus am 17.12.09
Ansprache Staatssekretär Dr. Richard Meng, CPIA-Konzert-Prag-Berlin-Festival, Berliner Rathaus 17.12.2009
Ansprache stlv. Kulturminister Dr. F. Mikes, Berliner Rathaus am 17.12.2009
Botschafter CR SE Dr. Rudolf Jindrak, Laudatio D.R.Parisek Konzert Berliner Rathaus am 17.12.09
Poster 1, Poster 2, Postcard 1, Postcard 2
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23.11.09 Podiumsdiskussion v.l., n.r. Moderator Stepan Benda, Historiker Dr. Petr Koura, Regisseurin Mgr.Kristina Vlachova, Regiseur Mgr. Frantisek Hromada C Michaela Mokras |
23.11.09, Publikum Sanftene Revolution Botschaft CR 23.11.2009 C Michaela Mokras |
Ansprache, Presseattache Michal Buchacek C Michaela Mokras |
Zdravice „Nežná revoluce“
Hervorragende Musiker und Filmregisseure beim VIII. Festival der Tschechischen Kunst und Kultur in Berlin
Star-Geiger Pavel Sporcl, Collegium der Tschechischen Philharmoniker sowie Filmregisseure Kristina Vlachová und Jiri Menzel auf dem Programm
Berlin. Hervorragende tschechische Musiker und Filmregisseure bringt das VIII. Festival der Tschechischen Kunst und Kultur nach Berlin. Für den 17. Dezember 2009 lädt es wieder zum traditionellen Adventskonzert in den Festsaal des Berliner Rathauses ein. In diesem Jahr ist das Collegium der Tschechischen Philharmoniker, einer Auswahl von Musikern der Tschechichen Philharmonie, zu Gast. Auf dem Programm stehen Werke der tschechischen Komponisten Josef Suk, Bohuslav Martinů, Jan Novák, Leoš Janáček und Antonín Dvořák. Beginn des Konzertes: 19.00 Uhr
Zum Neujahrskonzert unter dem Titel „Gipsy Way“ am 11. Januar 2010, ebenfalls im Festsaal des Berliner Rathauses, spielen der tschechische Star-Geiger Pavel Sporcl und die Gruppe Romano Stilo auf. Mit seiner Virtuosität und seinem unkonventionellen Auftreten feiert Sporcl (36) Erfolge bei allen Zuhörer-Generationen und auf den bedeutendsten Konzertbühnen der Welt. Seine Markenzeichen sind die betont legere Kleidung bei seinen Auftritten und die blaue Geige, die er speziell für sich anfertigen ließ. Pavel Sporcl überschreitet gern die Grenzen zwischen den musikalischen Genres und scheut nicht vor der Zusammenarbeit mit Interpreten anderer Musikrichtungen wie Jazz oder Popmusik zurück. Zugleich gelingt es ihm, die klassische Musik einem breiten Zuhörerkreis und vor allem Jugendlichen nahe zu bringen.
Eine Musikrichtung, für die sich Pavel Sporcl besonders begeistert, ist die Zigeunermusik. So war es für ihn mehr als ein Glücksfall, als er mit der Zimbelkapelle „Romano Stilo“ zusammentraf – einer Gruppe junger virtuoser Roma-Musiker, Musikhochschul-Absolventen mit Zigeunertemperament und hohen Interpretationsansprüchen. Zugleich wollen auch sie sich nicht auf ein musikalisches Genre festlegen lassen. Zwar bilden die Basis ihres Repertoires mährische, slowakische, ungarische, rumänische und russische sowie Roma-Volkslieder und Instrumentalstücke, doch spielen sie mit gleicher Bravour auch Kompositionen aus dem Bereich der klassischen Musik wie Werke von Sarasate, Brahms oder Chatschaturjan. Nicht selten würzen sie ihre Performance auch mit etwas Jazz. Diese tief aus der Seele kommende Liebe zur Musik haben Sporcl und die Musiker von „Romano Stilo“ dazu bewegt, ohne langes Zögern zusammen zu musizieren. Schon bald nach dem ersten gemeinsamen Konzert spielten sie in der „La Fabrika“ in Prag eine Live-CD ein.
Am 08. Februar 2010 kann man Pavel Sporcl dann noch einmal als Solist
im Festsaal des Abgeordnetenhauses von Berlin erleben (Beginn 19.00 Uhr). Dabei wird er
„Meistersonaten für Geige“ zu Gehör bringen. Das umfangreiche Repertoire des einzigartigen tschechischen Geigen-Virtuosen umfasst 40 Violinkonzerte sowie eine Vielzahl von Sonaten, kammermusikalischen und virtuosen Werken. Seine Aufnahmen nehmen vordere Plätze auf den Ranglisten der meistverkauften CD`s ein, was dem Künstler bereits mehrfach „Gold“ und „Platin“ einbrachte.
Mit zwei Dokumentarfilmen stellt sich die tschechische Regisseurin Kristina Vlachová beim diesjährigen Festivaljahrgang in Berlin vor. Am 19. Januar, dem 31. Jahrestag der Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach auf dem Prager Wenzelsplatz, zeigt sie in der Botschaft der Tschechischen Republik ihren Film „Die Botschaft von Jan Palach“. (Beginn 19.00) Bei ihren Recherchen zu diesem Film ist sie auf bislang unbekannte Dokumente wie Briefe, Fotos und Filmaufnahmen gestoßen, die sie in ihrem neuen Dokumentarstreifen verarbeitet hat. Sie will dabei eine Antwort auf die Frage finden, warum sich der Student Palach 1969 zu dieser tragischen Tat entschieden hat und welche Wirkung sein Fanal auf die weitere geschichtliche Entwicklung in der Tschechoslowakei ausübte. Zugleich möchte die Autorin mit ihrem Film eine landesweite Diskussion anstoßen.
In ihren Dokumentarfilmen zeigt Kristina Vlachová durch die Aussagen von Zeitzeugen neue Perspektiven der Protagonisten auf. Sie ist vor allem an menschlichen Lebensgeschichten interessiert. Diese dokumentiert sie einfühlsam und handwerklich so gut, dass sie bereits viele Preise dafür geerntet hat. Zugleich ist sie eine der mutigsten Filmemacherinnen dieser Zeit und offen für jedes Tabuthema. Mit viel Mut macht sie Öffentlichkeit auf unbestrafte Täter aufmerksam und riskiert dabei, sich selbst zu gefährden und sich Feinde zu schaffen. Sie zeigt Wahrheiten auf und verweist auf Schuldige, die heute noch leben und ihre Tat nicht im Geringsten bereuen. Sie dokumentiert Fakten und widerlegt falsche Behauptungen. Wichtig ist ihr vor allem die emotionale Seite der Betroffenen.
Am 9. November 2009 wurde Sie mit dem Preis Femina Grande beim internationalen Femina- Film-Festival in Usti nad Labem für ihren Dokumentarfilm „Die Botschaft von Jan Palach“ ausgezeichnet.
Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz, wird in der Botschaft Tschechische Republik Vlachovás Dokumentarfilm „Wege der Hoffung” gezeigt. (Beginn 19.00 Uhr) In diesem Film, der in einer Produktion des slowakischen Instituts für Volksgedenken entstand, schildert die Autorin das Schicksal der Juden aus der im Nordosten der Slowakei liegenden Stadt Medzilaborce. Hier lebten Gemeinschaften der Halitscher Juden, die bereits im 18. Jahrhundert in die Slowakei eingewandert waren. Unter dem Einfluss des Dritten Reiches beschnitt der selbständige slowakische Staat die Rechte und Freiheiten seiner jüdischen Mitbürger. Die perverse Blut- und Rassentheorie brachte auch die so genannte Arisierung mit sich, die Enteignung jüdischen Eigentums und dessen Übertragung an die Slowaken. Im März 1942 begannen die ersten Transporte aus der Slowakei in die Konzentrationslager. Aus dem konfiszierten jüdischen Eigentum zahlte die Slowakei als Vasallen-Staat Hitler-Deutschlands sogar an das Deutsche Reich 500 Reichsmark für jeden deportierten Juden.
Vom 15. bis 17. März 2010 ist im Kinosaal der Botschaft der Tschechischen Republik Eine Retrospektive mit Filmen des berühmten tschechischen Regisseurs Jiří Menzel geplant. Jiří Menzel zählt zu den bedeutendsten Filmregisseuren aus der Tschechischen Republik, die auch zu internationalem Ruhm gelangt sind. Mit seinem Film „Scharf beobachtete Züge“ von 1966 gewann er einen Oscar. Auch sein Film „Dörfchen, mein Dörfchen“ (1985) war für einen Oscar-Preis nominiert worden.
Menzel wurde 1938 in Prag als Sohn eines Kinderbuchautors geboren. Von 1957 bis 1962 studierte er an der Prager Filmhochschule FAMU, wo er bereits seine ersten Kurzfilme drehte. Er gehört zu den großen tschechischen Regisseuren, die in den 60-Jahren eine verheißungsvolle Karriere begannen, als in der Tschechoslowakei politisches Tauwetter herrschte und Hoffnungen auf eine Demokratisierung des kommunistischen Regimes bestanden. Zwei Jahre nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde auch er mit Berufsverbot belegt. Literarische Vorlagen für Menzels Filme sind häufig Werke des tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal (1914 – 1997).
Als Menzel 1969 Hrabals „Lerchen am Faden“ verfilmte, wurde dieser satirische Film nach den Ereignissen des Prager Frühling verboten. Er wurde erst 1990 bei der Berlinale einem internationalen Publikum gezeigt und mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Menzels jüngstes großes Werk ist die Verfilmung von Hrabals Buch „Ich habe den englischen König bedient“ (Premiere 2006) mit Julia Jentsch und Oldřich Kaiser in den Hauptrollen.